Strategie
Die BLS setzt die Stossrichtungen der Unternehmensstrategie 2023 weiterhin konsequent um. Damit legt sie den Grundstein für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung und reagiert auf die Herausforderungen im Umfeld der Mobilität. Zu diesen Herausforderungen zählen steigende Kundenanforderungen, zunehmender Wettbewerb im Personen- und Güterverkehr und veränderte Arbeitsabläufe aufgrund der digitalen Transformation.
Strategische Stossrichtungen
1. Konsequente Kundenorientierung
Mit ihren Dienstleistungen will die BLS die Erwartungen ihrer Kundinnen und Kunden nicht nur erfüllen, sondern übertreffen. Um die Bedürfnisse noch besser zu kennen, hat die BLS im Jahr 2021 deshalb den sogenannten Kundenzirkel ins Leben gerufen. Er besteht aus über 100 Kundinnen und Kunden, die ihre Meinung zu BLS-Themen abgeben, an Tests teilnehmen und über neue Ideen diskutieren. Der Kundenzirkel ist bereits mehrmals zum Einsatz gekommen und hat sich bewährt. Ausserdem konnte die BLS im Kundendienst einen Chatbot einführen, der Anfragen schnell, automatisch und zuverlässig beantwortet.
2. Transparenz, Effizienz und Fitness
Bis 2023 ist das Ziel, die Gesamtkosten zu senken. Dieses Ziel hat die BLS auch im Jahr 2021 konsequent weiterverfolgt. Ausserdem wurde damit begonnen, den Offertprozess aufgrund der Erfahrungen aus dem Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) zu verbessern. In diesem Zusammenhang erarbeitet die BLS auch ein zeitgemässes finanzielles Steuerungsmodell, damit die Finanzflüsse innerhalb der BLS vollständig transparent werden und den Anforderungen einer modernen Unternehmensführung entsprechen. Die BLS hat zudem die Rückmeldungen zu ihrem Projektgeschäft ernst genommen und eine neue Projekt-Governance konzipiert. Ein wichtiger Schritt in Richtung Transparenz und Effizienz ist ausserdem die erfolgreiche Ausgründung der Schifffahrt per Ende 2021.
Einer zunehmend hybriden Arbeitswelt will die BLS mit neuen Bürokonzepten Rechnung tragen. 2021 wurden verschiedene Standorte umgebaut und angepasst. So können die Mitarbeitenden effizient und zeitgemäss zusammenarbeiten.
3. Marktgestaltung
Die BLS setzt auf branchenübergreifende Zusammenarbeit, um innovative Ideen umzusetzen, welche die Qualität steigern und die Kosten senken. Damit gestaltet sie den öffentlichen Verkehr in der Schweiz wesentlich mit. So hat die BLS 2021 zum Beispiel die MIKA-Züge eingeführt und setzt damit einen neuen Massstab in der Schweizer Bahnwelt. Die ersten neun Fahrzeuge sind als IR66 auf der Linie Bern–Neuchâtel–La Chaux-de-Fonds sowie als S4 auf der Linie Thun–Bern–Burgdorf–Langnau im Einsatz. Ebenfalls innovativ ist der neue Hybridantrieb bei der BLS Schifffahrt: Die MS Jungfrau gleitet damit zeitweilig geräuschlos über den Brienzersee und leistet mit dem neuen Antrieb einen Beitrag zur Energieeffizienz und zur Schonung des Klimas. Nicht nur in der Schweiz gestaltet die BLS den Markt mit: BLS Cargo hat die Integration der belgischen Crossrail erfolgreich abgeschlossen und fährt mit ihren Mehrsystemlokomotiven ohne Lokwechsel zwischen Belgien und Italien. Die Kundinnen und Kunden profitieren so von einem effizienten Gütertransport.
4. Kooperationen
2021 waren die Herausforderungen der ÖV-Branche gross, bedingt durch die Corona-Pandemie. Die BLS hat intensiv mit ihren Partnern (SBB, Postauto, Gewerkschaften) zusammengearbeitet, um die Krise zu bewältigen und den öffentlichen Verkehr auch in dieser schwierigen Zeit sicherzustellen. Verbessern konnte die BLS 2021 die Zusammenarbeit mit Bund und Kantonen: Die Problematik der überhöhten Abgeltungen wurde aufgearbeitet und die BLS pflegt wieder ein partnerschaftliches Verhältnis zu Politik und Verwaltung.
Zusammen mit weiteren Partnern schafft die BLS für die Fahrgäste attraktive Angebote und gestaltet die Mobilität der Zukunft mit. Zum Beispiel wurde 2021 zusammen mit Tourismuspartnern und Seeanwohnern der Seepass der BLS Schifffahrt entwickelt. Damit können die Wünsche der Fahrgäste noch besser erfüllt und insbesondere ein Angebot für die einheimische Bevölkerung geschaffen werden.
Ziele im Jahr 2022
Die BLS richtet sich für die Zukunft aus. Dabei werden die strategischen Stossrichtungen der Unternehmensstrategie weiterverfolgt, wobei folgende Ziele im Zentrum stehen:
1. Geschäftsmodelle nachhaltig sicherstellen
Lokführer einteilen, Züge warten und Kosten abrechnen: Nur wenn diese Prozesse zeitgemäss und nachhaltig sichergestellt sind, kann die BLS ihr Angebot langfristig gewährleisten. In verschiedenen Entwicklungsprojekten macht sich die BLS deshalb fit für die Zukunft. Zum Beispiel mit der Einführung eines neuen finanziellen Führungsmodells, der Evaluation eines neuen Ressourcenplanungs- und Dispositionssystems sowie mit der Planung einer neuen Werkstätte.
2. Unternehmenskultur weiterentwickeln
Intern will die BLS die Komplexität reduzieren, so dass Abläufe effizienter und schlanker werden. Dazu entwickelt sie die Unternehmenskultur sowie die Führung und Zusammenarbeit weiter, zum Beispiel mithilfe der Digitalisierung oder durch neue Arbeitsmethoden. Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeitenden stehen dabei im Zentrum.
3. Strategie überarbeiten
Um den langfristigen Erfolg sicherzustellen, überarbeitet die BLS die Unternehmensstrategie und entwickelt sie im Rahmen der periodischen Strategieüberprüfung weiter.
Geschäftsfelder
Die strategischen Stossrichtungen und die genannten Ziele gelten für alle vier Geschäftsfelder, in welche die BLS ihre Tätigkeiten gliedert.
Personenmobilität
Die BLS gestaltet die Mobilität für ihre Kunden. Sie stärkt dabei die integrierte Planung über die gesamte Reise von Tür zu Tür. Der Transport von Haltestelle zu Haltestelle bildet den Kern ihrer Verkehrsleistungen. Zum Geschäftsfeld Personenmobilität gehören der Regionalverkehr Bahn national, der Regionalverkehr Bahn international (Strecke Iselle–Domodossola), der Fernverkehr (BLS Fernverkehr AG), der regionale Busverkehr (Busland AG), der Autoverlad am Lötschberg und am Simplon sowie die Schifffahrt (BLS Schifffahrt AG).
Infrastruktur
Die BLS besitzt ein 420 Kilometer langes Eisenbahnnetz. Auf diesem Netz leitet sie den Zugverkehr, unterhält Bahnhöfe, Fahrbahnen, Fahrleitungen, Tunnel und Brücken. Betrieben wird die Infrastruktur der BLS durch die BLS Netz AG.
Güterverkehr
Zum Geschäftsfeld Güterverkehr gehören die Beteiligungen der BLS an der BLS Cargo AG, RAlpin und Hupac. Die BLS engagiert sich im Schienengüterverkehr, um Verkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern. Die BLS Cargo AG ist als Korridoranbieterin für Schienentransportleistungen auf der Nord-Süd-Achse von der Nordsee bis zum Mittelmeer tätig und bietet zudem in der Schweiz Ganzzugsleistungen im Binnen-, Import- und Exportverkehr an und bedient ab Belgien weitere Korridore.
Immobilien
Die BLS bewirtschaftet und unterhält bestehende Immobilien, entwickelt ausgewählte Areale weiter und realisiert Neubauten. In Abstimmung mit den Standortgemeinden will sie Mobilität mit modernen Dienstleistungs-, Einkaufs- und Begegnungszentren verknüpfen. Verantwortlich dafür ist die BLS Immobilien AG.
Geschäftsmodelle der BLS-Gruppe
Ertrags- und Finanzierungsmodelle
-
1
Regionalverkehr Bahn national (BLS AG)
- Betrieb der normalspurigen Linien der S-Bahn Bern sowie der westlichen Linien der S-Bahn Zentralschweiz, was den Raum Emmental, Jura, Seeland, Simmental, Interlaken sowie die Lötschberg-Bergstrecke umfasst
- Zweijährige Ex-ante-Regulierung (Angebotsvereinbarung) gemäss Art. 31a ff. Personenbeförderungsgesetz (PBG)
- Konzessionsgeber ist der Bund; die Konzessionen laufen in der Regel 10 Jahre (maximal 25 Jahre)
Ertrags-/Finanzierungsmodell
- Billetterlöse
- Abgeltung durch Besteller (Kantone und Bund)
- Marktfinanzierung mit und ohne Solidarbürgschaft des Bundes gemäss Art. 31 Personenbeförderungsgesetz (PBG)
- Zweckgebundene Ergebnisverwendung gemäss Art. 36 Personenbeförderungsgesetz (PBG)
- Falls von der öffentlichen Hand vorgesehen, Verpflichtung zur Übergabe des Rollmaterials bei Konzessionshalterwechsel gemäss Art. 321 Personenbeförderungsgesetz (PBG)
-
2
Regionalverkehr Bahn international (BLS AG)
- Regionalverkehr zwischen Brig und Domodossola
- Brig–Iselle ist in die Konzession «Regionalverkehr Bahn national» integriert
- Konzession für Iselle–Domodossola von der norditalienischen Region Piemont (Laufzeit 6 Jahre)
Ertrags-/Finanzierungsmodell
- Billetterlöse
- Abgeltungen von Italien/Piemont
-
3
Regionalverkehr Strasse national (Busland AG)
- Erbringung des regionalen Personenverkehrs und Ortsverkehrs im Emmental und in Teilen des Oberaargaus
- Angebotsvereinbarung gemäss Art. 31a ff. Personenbeförderungsgesetz (PBG)
- Konzessionsgeber ist der Bund; die Laufzeit beträgt in der Regel 10 Jahre (maximal 20 Jahre)
Ertrags-/Finanzierungsmodell
- Billetterlöse, Erlöse aus Dienstleistungen und Bahnersatzleistungen
- Markterlöse durch Garagenbetrieb
- Abgeltung durch Besteller (Kantone und Gemeinden)
- Marktfinanzierung mit und ohne Solidarbürgschaft des Bundes gemäss Art. 321 Personenbeförderungsgesetz (PBG)
-
4
Fernverkehr Bahn (BLS Fernverkehr AG)
- Betrieb der drei Linien IR 17 Bern–Burgdorf–Olten, IR 65 Bern–Biel und IR 66 Bern–Neuchâtel–La Chaux-de-Fonds
- Konzessionsgeber ist der Bund; die Laufzeit beträgt in der Regel 10 Jahre. Die SBB AG hält alle Fernverkehrskonzessionsrechte und hat im August 2019 mit der BLS einen Betriebsvertrag abgeschlossen, welcher der BLS die vollständige betriebliche und kommerzielle Eigenverantwortung überträgt.
Ertrags-/Finanzierungsmodell
- Billetterlöse und Dritterlöse
- Marktfinanzierung
- Freie Ergebnisverwendung
-
5
Autoverlad (BLS AG)
- Betrieb eigener Autopendel am Lötschberg und am Simplon (Letzterer abgeltungsberechtigt)
- Simplon: einjähriges Bestellverfahren mit dem Kanton Wallis
- Konzessionsgeber ist der Bund; die Laufzeit beträgt in der Regel 10 Jahre (maximal 25 Jahre); am Simplon: eidgenössische Bewilligung
Ertrags-/Finanzierungsmodell
- Billetterlöse
- Marktfinanzierung
- Reduzierter Infrastruktur-Deckungsbeitrag
- Abgeltung durch Besteller (Simplon: Kanton Wallis)
-
6
Schifffahrt (BLS Schifffahrt AG)
- Betrieb der Schifffahrt auf dem Thuner- und dem Brienzersee mit eigenen Schiffen und Werften
- Konzessionsgeber ist der Bund; die Laufzeit beträgt derzeit 20 Jahre (maximal 25 Jahre)
Ertrags-/Finanzierungsmodell
- Billett- und Mieterlöse (Gastronomiegeschäft)
- Marktfinanzierung
- Gesetzlich nicht verankerte anteilige Investitionszuschüsse
-
7
Infrastruktur (BLS Netz AG)
- Bau, Betrieb und Unterhalt der Eisenbahninfrastruktur mit Nebenanlagen nach Art. 62 Eisenbahngesetz (EBG)
- Vierjährige Ex-ante-Regulierung (Leistungsvereinbarung) gemäss Art. 56 ff. Eisenbahngesetz (EBG)
- Konzessionsgeber ist der Bund; die Laufzeit beträgt maximal 50 Jahre
Ertrags-/Finanzierungsmodell
- Trasseneinnahmen, Eigenleistungen, Dienstleistungsertrag, Mieterträge
- Betriebsabgeltung und Investitionsbeiträge aus dem Bahninfrastrukturfonds (BIF)
- 100% Ergebnisthesaurierung (Sparte Infrastruktur)
-
8
Güterverkehr (BLS Cargo AG)
- Traktionsleistungen für Ganzzüge auf dem Nord-Süd-Güterkorridor, im Binnen-, Import- und Exportverkehr Schweiz und weitere Korridore ab Belgien (BLS Cargo AG)
- Betrieb der Rollenden Autobahn zwischen Freiburg im Breisgau und Novara (RAlpin AG)
Ertrags-/Finanzierungsmodell
- Transporterlöse
- Marktfinanzierung
-
9
Nicht betriebliche Liegenschaften (BLS Immobilien AG, BLS AG)
- Erwerb, Bewirtschaftung und Veräusserung von Grundstücken und beschränkten dinglichen Rechten für eigene oder auf fremde Rechnung
- Entwicklung und Realisierung von Immobilienprojekten
- Erbringen weiterer Dienstleistungen im Immobilienbereich
Ertrags-/Finanzierungsmodell
- Miet- und Dienstleistungserträge von Konzerngesellschaften und Dritten
- Marktfinanzierung
-
10
Bahnproduktion Drittkunden (BLS AG)
- Leichte und schwere Instandhaltung an schienengebundenem Rollmaterial
Ertrags-/Finanzierungsmodell
- Erlöse durch Drittkundenaufträge